Warum Ihre eigene Stimme mit Hörgeräten anders klingt

Warum Ihre eigene Stimme mit Hörgeräten anders klingt

Haben Sie bemerkt, dass Ihre Stimme anfangs beim Tragen von Hörgeräten anders klingt – vielleicht blechern, als ob Sie in einer Tonne sprechen, zu laut oder einfach künstlich? Keine Sorge, Sie sind nicht allein! Dieses Phänomen tritt häufig auf und hat in der Regel zwei Hauptursachen. In diesem Artikel erfahren Sie, warum sich Ihre Stimme manchmal ungewohnt anhören kann und was Sie dagegen tun können.

Mögliche Gründe für dieses Problem:

Sie sind noch nicht an Ihre Hörgeräte gewöhnt

Viele Menschen sind anfangs überrascht oder sogar irritiert vom Klang ihrer eigenen Stimme mit Hörgeräten. Das liegt daran, dass sich das Gehirn erst wieder an die lange nicht gehörten Bestandteile der eigenen Sprache gewöhnen muss. Bis dahin kann die Stimme künstlich oder ungewohnt klingen – aber keine Sorge, das gibt sich in den meisten Fällen von selbst.

Der Okklusionseffekt

Wenn Ihre Stimme auch nach längerer Zeit mit Hörgeräten noch unnatürlich klingt, könnte der sogenannte Okklusionseffekt die Ursache sein. Dabei wird der Schall, der durch Resonanzen im Körper entsteht – insbesondere Ihre eigene Stimme – von der Otoplastik gehindert wie gewohnt durch den Gehörgang zu entweichen. Der Schall verbleibt im Ohr und wird über Knochen (z. B. Kiefer und Schädel) oder das Trommelfell erneut in die Hörwahrnehmung zurückgeleitet. Dies kann dazu führen, dass das Trommelfell bei tiefen Frequenzen vibriert, wodurch Ihre Stimme dumpf, dröhnend oder hohl klingt.

Testen Sie es einmal selbst: Stecken Sie Ihre Finger in beide Ohren und sprechen Sie laut – klingt es ähnlich? Dann erleben Sie wahrscheinlich den Okklusionseffekt durch den Verschluss des Gehörgangs.

Besonders betroffen sind Menschen mit einem Hörverlust in den hohen Frequenzen, bei dem die tieferen Frequenzen weitgehend ungehört bleiben (z. B. bei klassischer Altersschwerhörigkeit).

Hochton Hörverlust Audiogramm
Beispiel eines Audiogramms bei Hochfrequenz-Hörverlust

Wie Sie den Okklusionseffekt loswerden

Glücklicherweise gibt es verschiedene Möglichkeiten, um das Problem zu verringern oder sogar ganz zu beseitigen:

  1. Mehr Belüftung

    Eine größere Belüftungsöffnung im Ohrpassstück – sei es durch unterschiedliche Belüftung im Dome/Schirmchen oder eine erweiterte Öffnung in Ihrer maßgefertigten Otoplastik – ermöglicht es dem über Knochenleitung übertragenen Schall, besser zu entweichen. Wird die Belüftungsöffnung vergrößert, können jedoch unerwünschte Konsequenzen auftreten, wie z. B.:

    • Eine Geringere Verstärkung von Außengeräuschen: Je größer die Belüftungsöffnung, desto weniger wird der Schall aus der Umgebung verstärkt.
    • Akustische Rückkopplungen (Pfeifen der Hörgeräte): Eine größere Öffnung kann dazu führen, dass der Schall ins Mikrofon zurückgelangt, was unangenehme Pfeifgeräusche verursachen und das Sprachverständnis im schlimmsten Fall beeinträchtigen kann.
    • Mehr Störgeräusche in lauten Umgebungen: Eine zu große Belüftung lässt störende Geräusche ungehindert das Trommelfell erreichen, ohne dass die akustischen Filter der digitalen Hörsysteme diese herausfiltern können.
  2. Tiefer sitzende Ohrpassstücke

    Maßgefertigte Ohrpassstücke, die tiefer im Gehörgang sitzen, verringern den Resonanzraum zwischen Trommelfell und Hörgerät. Dadurch wird der eingeschlossene Schall weniger verstärkt. Der Nachteil: Tiefere Passstücke können manchmal als weniger komfortabel empfunden werden.

  3. Hörgeräte mit speziellen Sprachfilterfunktionen

    Moderne Hörgeräte (z. B. das Signia IX Hörsystem mit Own Voice Filter) verfügen über intelligente Sprachfilter, die den Klang Ihrer eigenen Stimme optimieren können. Sie filtern störende Resonanzen heraus oder stellen Ihre Stimme gezielt leiser, sodass sie viel natürlicher klingt.

  4. Akustische Implantate als Sonderlösung

    Akustische Implantate wie transkutane Knochenleitungshörgeräte (z. B. Bonebridge oder Osia) und Mittelohrimplantate (z. B. Vibrant Soundbridge) umgehen den Gehörgang bei der Schallverstärkung und übertragen den Schall direkt über die Schädelknochen an das Innenohr. Der Transducer, ein Gerät, das Schall in Vibrationen umwandelt, ist dabei unter der Haut implantiert. Dadurch wird ein Okklusionseffekt verhindert, da der Gehörgang unverschlossen bleibt und der Schallabfluss nicht blockiert wird. So wird auch die Resonanz der eigenen Stimme deutlich reduziert.

Die ideale Lösung für Sie hängt maßgeblich von Ihren persönlichen Vorlieben, Ihrem Lebensstil und dem Grad Ihres Hörverlusts ab. Ein Hörimplantat nur zur Reduzierung der eigenen Stimmwahrnehmung ist eine eher selten gewählte Ausnahme.

Unsere Hörakustiker bei Gerland unterstützen Sie gerne dabei, in der Praxis herauszufinden, welche Lösung am besten zu Ihren Bedürfnissen passt. Wir helfen Ihnen dabei, das Hörsystem zu finden, das perfekt auf Sie abgestimmt ist!

Weitere Fragen zu Ihren Hörgeräten?

Unabhängig davon, ob Sie ein neuer Hörgeräteträger sind oder unter dem Okklusionseffekt leiden – Ihr Hörakustiker kann Sie dabei unterstützen. Er hilft Ihnen mit individuellen Anpassungen, praktischen Tipps und technischen Lösungen, damit Ihr Hörerlebnis so angenehm und natürlich wie möglich wird.