Das Gehör ist einer unserer wichtigsten Sinne, um mit der Welt und anderen Menschen zu interagieren. Es ist rund um die Uhr aktiv – unser zentrales Kommunikations- und Warnsystem –, das jedoch durch verschiedene Einflüsse und Faktoren beeinträchtigt werden kann.
Ein möglicher Hörverlust entwickelt sich meist schleichend und so langsam, dass wir ihn zunächst kaum wahrnehmen – obwohl er in bestimmten Frequenzbereichen (meist in den hohen Tönen) bereits fortgeschritten sein kann. Unser Gehirn passt sich an: Durch bewusste oder unbewusste Hörstrategien, das Meiden schwieriger Hörsituationen oder das unterstützende Ablesen von den Lippen gelingt es uns oft, den Eindruck zu erwecken, noch gut zu hören – selbst wenn bereits erste Anzeichen für einen Hörverlust vorliegen.
Wie erkenne ich, ob ich schwerhörig bin?
Viele Menschen tun sich schwer damit, ihr eigenes Hörvermögen richtig einzuschätzen. Manche glauben, noch sehr gut zu hören, obwohl sich bereits erste Anzeichen einer Schwerhörigkeit zeigen. Andere wiederum bemerken jede kleine Veränderung im Hörvermögen, die jedoch nicht immer einen behandlungsbedürftigen Hörverlust darstellt.
Es gibt keine klare Grenze zwischen optimalem und eingeschränktem Hören – vieles fällt in eine Grauzone. Um genau festzustellen, wie gut oder schlecht Sie hören, ist ein orientierender Hörtest der beste Weg. Dabei wird das Hörvermögen für Töne in verschiedenen Frequenzbereichen der Sprache überprüft und mithilfe des Freiburger Sprachtests das individuelle Sprachverstehen für einsilbige Wörter mit dem eines Normalhörenden verglichen.
Praktisch bedeutet das: Sie wiederholen Wörter aus festgelegten Wortgruppen, die Ihnen über Kopfhörer in unterschiedlichen Lautstärken vorgespielt werden. Ein kurzer, unkomplizierter Test, der oft kostenlos angeboten wird. Anschließend werden richtige und falsche Antworten ausgewertet, um den Hörverlust in Dezibel (dB) und die Sprachverständlichkeit für Einsilber in Prozent (%) zu bestimmen. So lässt sich der Grad des Hörverlusts – von leicht bis hochgradig – exakt einordnen.
Was ist der Unterschied zwischen „schwerhörig“ und „gehörlos“?
Als „Gehörlosigkeit“ bezeichnet man einen Hörverlust, der so stark ausgeprägt ist, dass Betroffene kaum oder gar keine Geräusche – auch Sprache – ohne technische Hilfsmittel wahrnehmen können. Gehörlos zu sein kann also auch bedeuten, dass ein geringes Resthörvermögen vorhanden ist, dieses aber nicht mehr ausreicht, um mit anderen Personen zu kommunizieren.
Schwerhörigkeit-Richtlinie der WHO
Offiziell wird eine „Schwerhörigkeit“ als ein Hörvermögen definiert, das signifikant vom „normalen“ Hören abweicht. Dies lässt sich jederzeit durch einen Hörtest und die Bestimmung des individuellen Hörverlusts – also der Abweichung im Vergleich zum Mittelwert eines Normalhörenden – feststellen.
Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt man als schwerhörig, wenn:
- mindestens einer der vier Töne (500 Hz, 1 kHz, 2 kHz oder 4 kHz) erst mit mehr als 30 dB Abweichung wahrgenommen werden kann, und
- weniger als 80 % der bei einer Lautstärke von 65 dB (mittlere Sprechlautstärke) dargebotenen Wörter korrekt wiederholt werden können.
Ab diesen Indikationsgrenzen kann man mit einer HNO-ärztlichen Verordnung Hörgeräte zulasten der Krankenkasse in Anspruch nehmen.
Neben dem Grad des Hörverlusts gibt es weitere Faktoren, die darüber entscheiden, ob eine Hörgeräteversorgung im Einzelfall sinnvoll ist. Wichtig ist unter anderem ein nachweisbarer Hörerfolg, der Wille zur Nutzung von Hörgeräten und eine vorausgehende Probephase mit Hörsystemen im Alltag. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, sollte eine Hörgeräteversorgung erfolgen.
Ab einem Hörverlust mit einem Mittelwert über 80 dB (hochgradiger Hörverlust, WHO Grad 4) befindet man sich an der Grenze zur Taubheit bzw. Gehörlosigkeit. In vielen Fällen kann dennoch eine Hörgeräteversorgung erfolgreich sein. Wenn dies nicht mehr möglich ist, bieten sich alternative Versorgungswege an – wie z. B. Hörimplantate. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um sogenannte Cochlea-Implantate (CI), die das Hörvermögen teilweise oder vollständig wiederherstellen können.
Lassen Sie Ihr Gehör testen
Der effektivste Weg, Ihr Gehör zuverlässig zu überprüfen, ist ein professioneller Hörtest. Vereinbaren Sie einfach einen Termin bei einem Gerland-Hörakustiker – wir analysieren Ihre Ergebnisse gemeinsam, besprechen die nächsten Schritte und unterstützen Sie dabei, auch medizinischen Rat einzuholen.